Gratüberschreitung von der Hohen Ponza bis zum Mangart
Ein Klassiker
schlecht hin und dazu noch vor der Haustüre! Die Überschreitung beginnend vom
oberen Lago di Fusine über die Hohe Ponza, Ponza di Mezzo, Ponza di Dietro, Strugova, Veunza, Piccolo
Mangart, Huda skribina, mit Abstieg beim Traunig zur Alpe Tamer zurück zum Lago di Fusine, ist mit Sicherheit
keine Tour für Jedermann/frau.
Abgesehen von
der Gratlänge (ca. 22 km) und die Höhenmeter (2400 m) erfordert diese Tour
neben einer sehr guten Kondition für 12 bis 14 Stunden Gehzeit, stellenweise
absolute Schwindelfreiheit und Trittsicherheit im zweiten Grad, aber auch ein
stabiles Hoch. Die Route folgt alten Kriegssteigen, abschnittweise mit
historischen Seilversicherungen auf die man sich besser nicht
verlassen sollte.
Vor einigen
Jahren hab ich diese Route durch Hubert Galautz in einem Tag kennengelernt.
Diesen Run wollte ich mir diesmal ersparen und plante eine Übernachtung am
Biw. Tarvisio ein. Ich erzählte Edi von meinem Vorhaben und wer Edi kennt,
der kennt seine Motivation für Touren in den Julischen Alpen.
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Piccolo Mangar, Mangart und Traunig |
Also machten
wir uns gemeinsam am 5. Juli um ca. 6:15 Uhr auf den Weg Richtung Zacchi Huette. Ein
kleines Frühstück darf man sich hier einfach nicht entgehen lassen, bevor man
den schon leicht verwachsenen Anstieg durch Latschenfelder zur Ponzarinne
angeht.
Obwohl wir so
zeitig und im Schatten der Hohen Ponza unterwegs waren, schwitzten wir aufgrund
der hohen Luftfeuchtigkeit bedenklich viel. Beim Einstieg zum Klettersteig wählten
wir den Normalweg in den Sattel wo wir unsere Rücksäcke deponierten. Die Hohe
Ponza erreichten wir unter der Normalzeit, doch eine längere Rast ersparten wir
uns aufgrund der zunehmenden Temperaturen trotzdem.
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Pic. Mangart mit der Via Cozzolino |
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Veunza |
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Anstieg zur Hohen Ponza |
Schon beim
Aufstieg bemerkten wir einen riesigen, ohne Übertreibung haushohen Felsblock.
Ein breiter ins Tal führender Riss und frisch aufgebrochene Erde hinter dem
Block erregte unsere Aufmerksamkeit. Wir waren uns sicher, dass dieser Fels
sich mal talwärts bewegen wird, die Frage ist nur wann. Bei einem möglichen
Felssturz ist in jedem Fall die Aufstiegsrinne im Gesamten betroffen. Ein Grund
mehr, die Situation der Gemeinde bzw. einem bekannten Bergführer in Tarvis zu
melden.
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Motiviert wie immer! |
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Dobratsch vom Gipfel der Hohen Ponza. |
Wir nahmen
unsere Rucksäcke wieder auf und folgten nun den Grat weiter Richtung Süden.
Anfangs sind nur wenige Steigspuren über die kurze Steilstufe ersichtlich und
auch eine Markierung wird man hier vergeblich suchen. Das Abenteuer beginnt
genau hier und gibt einen kleinen Eindruck vom Charakter des restlichen
Weges.
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Jalovec (links im Hintergrund), Veunza, Pic. Mangart und Mangart (rechts) |
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Edi ganz klein |
Hat man diese
kleine Hürde überwunden, verbreitert sich der Grat über die Ponza di Mezzo und Ponza di Dietro. In leichter
Kletterei im ständigen Auf und Ab geht es zur Strugova. Der Abschnitt wird
allgemein als die schwierigste Stelle eingestuft. Bevor wir uns daran zu
schaffen machten, ließen wir uns im Schatten nieder und rasteten kurz. Zu
meiner Belustigung holte Edi sein Schaffell, Speck, Gailtaler Almkäse, Brot
usw. heraus und fing ganz genüsslich aber mit Heißhunger an, sein
Rucksackgewicht zu reduzieren.
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Edi ganz gross. |
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Jof Fuart (links) und Jof di Montasio (rechts) |
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Ein Blick zurueck zu Ponza. |
Wir empfanden
den weiteren Weg nicht unbedingt schwieriger, jedoch gehen auch hier Fehltritte mit
Sicherheit fatal aus. Im Gegensatz zu meiner ersten Begehung, wurden hier schon
neue Stahlseile eingezogen, welche aber durch einen Felssturz abschnittsweise
recht lose in der Wand hangen.
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Lago di Funsine |
Nach dem Ausstieg
aus der West- und Nordwand, knallte uns die Sonne schon mit voller Wucht ins Gesicht.
Edi erhöhte nun merklich das Tempo und die ersten Schneefelder der Veunza waren
rasch erreicht. Wie wohltuend so eine Abkühlung sein kann. Eigentlich wollte ich mich
gar nicht mehr vom kühlen Nass wegbewegen. Mehrere Dinge waren zu erledigen. Neben der Körperkühlung
musste auch die Bierkühlung gewährleistet werden und auch unser Trinkwasser ging zur Neige.
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Ponza (links) und Strugova (rechts) |
Gegen drei
kamen wir erleichtert beim Biwak Tarvisio. Es dauerte zehn
Minuten bis wir das erste Bier aufmachten. Die Kühlung in einem unserer
Biwaksäcke funktionierte bestens. Legendär war unser 20 Minuten Rausch. Wir
mussten so lange lachen, bis uns die abgeschwächten Bauchmuskeln schmerzten. Ein
Zeichen für eine ausgiebige Speckjause!
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Biv. Tarvisio |
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Brotzeit |
Edi schaffte
es auch ein kleines Feuer zu machen, bevor wir uns zeitig in den Schlafsack zurückzogen. Abendlektüre war das Biwakbuch mit
vielen Eintragungen von Begehungen der Via della Vita und ganz wenigen welche von unserer Route zeugten. Später am Abend kamen noch zwei Italiener aus Triest dazu.
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Vorbereitungen zur Wasseraufbereitung! |
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Edi's Schlafseite |
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Anstieg auf den Pic. Mangart |
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Abendstimmung |
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Schlaf gut! |
Nach einem
raschen Frühstück gingen Edi und ich um halb fünf unserer Wege. Ohne großes Aufwärmen
ging es gleich in einer leichten Kletterei zum Klettersteig auf den Piccolo
Mangart. Gerade in der Früh war hier gleich Konzentration gefragt. Beim
Einstieg ging in unserem Rücken die Sonne auf, eine der besonders schönen
Momente am Berg.
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Tagwache |
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Sunrise |
Ab dem Piccolo Mangart ist der Weg wieder durch einen breiten Grat geprägt, welchre plötzlich
mit einem gut gesicherten Klettersteig steil in die Huda skrbina führt, wo
auch die Umgehungsvariante wieder auf den Weg trifft. Ab hier sucht sich ein
unscheinbarer Steig zum Teil mit Stahlseilen versichert, seine Linie durch die
sehr steilen Grashänge. Auch hier ist besonders bei Nässe Vorsicht
gefragt.
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Jalovec mit Kotsattel |
Zuletzt steigt
man noch in einigen Kehren die Grashänge hinauf und erreicht den Mangart ca.
200 m unter dem Gipfel. Wir entschieden uns aufgrund der Hitze und des Wassermangels
den Gipfel auszulassen und stiegen gleich über den Normalweg Richtung Parkplatz
ab. Unzählige Wanderer kamen uns entgegen, der eine oder andere auch mit ganz
gescheiden Sprüchen.
Im Eiltempo
ging es runter zum Biwak Nogara beim Einstieg der Via Italiana. Endlich kaltes
Wasser!!! Es war ein Hochgenuss neben den Schafen das frische Wasser zu trinken
und nebenbei auch Kopf, Nacken und Arme zu kühlen.
Zu unserem Erschrecken kamen uns bei diesen Backofentemperaturen, oberhalb der Waldgrenze noch einige
Wanderer entgegen. Eindeutig zu spät, das zeichnete sich auch in den Gesichtern
der Entgegenkommenden ab. Gegen elf waren wir dann wieder beim Auto, nach ca. 13
Std. Gehzeit. Wir suchten uns bei der Bar einen schattigen Platz und bestellten
unser Mittagsmenü...
Un litro di sprizz bianco, per favore!
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