MontaschGruppe

MontaschGruppe

Freitag, 31. Oktober 2014

Moggessa - Verfallen, aber nicht vergessen.

Moggessa - Die verfallenden Dörfer mit Leben.

Manchmal haben gerade die stillen Wege ihren ganz besonderen Reiz, besonders wenn sie viel zu erzählen haben. Einer dieser Wege beginnt in Moggio im Kanaltal und führt über wildromantische Saumpfade zu den Bergdörfern Moggessa die Qua (herüben/diesseits), Moggessa die La (drüben/jenseits) und Stavoli. 


Das Besondere dieser Dörfer ist wohl die Abgeschiedenheit und die wilde Umgebung. Da es keine Zufahrtsstraßen gibt, ist das alte System der Maultierpfade noch immer in Gebrauch. Der stark ansteigende, teilweise gepflasterte Weg führt über einen Sattel,  in einen von Schluchten, Gebirgsbächen und Bergwäldern, meist mit Schwarzkiefern geprägten Teil der Carnia. 


Am oft durch Trockenmauern gesäumten Wegesrand findet man eine Kapelle sowie Kreuze, die an die früheren Prozessionen der römisch-katholischen  Bevölkerung erinnern. 






Nach ca. 1 1/2 Std. erreicht man die ersten verfallenen Gebäude und nach weiteren zehn Gehminuten ist Moggessa die Qua erreicht.









Anfang des 20. Jahrhunderts lebten noch 200 Bewohnern weitgehend autark als Selbstversorger in Moggessa di Quá. Gegenwärtig bleibt über den Winter nur mehr eine einzige Bewohnerin in den Bergen, im Sommer sind es einen Hand voll Leute. Die Felder für den Gemüse- und Obstanbau befinden sich ober- und unterhalb des Dorfes. Diese werden noch heute von den wenigen Einwohnern genutzt.









Am Dorfende führt der etwas bessere Saumweg wieder bergab zum Molin-Bach (Mühlbachs), wo noch die letzten Reste der Mühle zu sehen sind (bis 1962 in Betrieb, durch das Erdbeben 1976  fast vollständig zerstört).


Nach einem kurzen Gegenanstieg ist auch Moggessa di La erreicht. Am Ortsanfang von Moggessa di Lá steht eine kleine römisch-katholische Kirche. Einen Friedhof gibt es hier aber nicht. 







Am unteren Ortsrand zu den Felder hin steht das größte und auffälligste Haus, ein altes Handwerkerhaus mit zwei übereinander liegenden Arkadenreihen, deren untere Bögen offen sind.



Zwei weitere noch erhalten Bögen eines verfallenen Hauses in der Nähe zeigen, dass dieses Stilelement hier häufiger eingesetzt wurde. Bis 1960 gab es hier sogar eine Schule. 



In der Mitte der Dörfer gibt es gemeinsame Brunnen. Viele der Holzbalkone auf der Südseite sind schon verfallen. Typisch sind auch die außen angebauten Kamine für die Fogolâre, die offenen Herde im Friaul. 


Heute werden einige der verfallen Häuser von den Nachfahren der einst weggezogenen Bewohner wieder restauriert und in den Ferien bewohnt. Dank ihnen wird auch die Vegetation etwas zurückgeschnitten. 

Beim Handwerkerhaus zweigt der Weg nach Stavoli ab. Es geht steil in das Bachbett hinunter und nach der Bachquerung ebenso steil wieder rauf.  Von Moggessa di La braucht man ca. 50 Minuten nach Stavoli.



Stavoli liegt auf einem 567 m hohen sonnigen Bergrücken und eignet sich durch die größeren landwirtschaftlichen Flächen hervorragend für den Gemüseanbau. Heute noch gibt es um das Dorf Gärten, Kartoffeläcker, Obstbäume und kleinflächigen Weinanbau.


Wie in Moggessa gibt es auch hier Ruinen einer Mühle. Man schaffte das Getreide zum Mahlen hinunter in die Schlucht und das Mehl anschließend wieder hinauf. Der Name Stavoli bezeichnet Häuser aus Naturstein und Holz.


Geschichtlich gesehen ist Stavoli eine mittelalterliche Gründung des Klosters San Gallo in Moggio. Da es keine Zufahrtsstraßen gibt, ist das Dorf für Personen auch nur über Maultierpfade erreichbar bzw. über eine Materialseilbahn erreichbar. 


Aus diesem Grund ist dieses Dorf auch in einem besseren Zustand als die anderen beiden. Für ein Bauerndorf auffällig sind architektonische Stilelemente des 19. Jahrhunderts wie Außenstuckaturen und reich verzierte Eingangstüren.


Von Stavoli führt der Weg wieder steil über unzählige Stufen in die Schlucht hinunter. Der Weg quert nochmal das Bachbett und führt dann an der linken Bachseite aus der Schlucht hinaus. 


Sollte nur ein Auto zur Verfügung stehen, bleibt einem noch der Rückweg auf der Asphaltstraße nach Moggio mit finalem Anstieg über einen den Büsersteig zur Kirche von Moggio.





Die sechsstündige Rundwanderung über alte Kulturwege durch die drei karnischen Dörfer ohne Zufahrtsstraße, Moggessa di Quá, Moggessa di Lá und Stavoli, die die Abtei von Moggio als Ausgangs- und Endpunkt hat, gilt als eine der schönsten und außergewöhnlichsten Tageswanderungen in Friaul.


 

Tip: Im Juni findet das Dorffest in Stavoli "Fuc di San Pieri" statt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen